Sonntag, September 26, 2010

Ein Denkzettel für die Atheisten

Gottes unsichtbares Wesen, das ist, seine ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen, so man das wahrnimmt an den Werken, nämlich an der Schöpfung der Welt.
(Röm. Cap. 1. v. 20.)


Der Mensch kann Gottes unsichtbares Wesen
Zwar in der ganzen Creatur,
Wenn er sie nur
Mit Fleiß beschaut, gar deutlich lesen:
Doch nirgends deutlicher, als wenn er sein Gemüth
Durchsucht und Gottes Bild darinnen sieht;
Denn weil er merkt, daß selbes frei
Im Augenblick durch Alles dringet,
Und Alles außer Gott begreift, so bringet
Er diesen Schluß herfür, daß Gott unendlich sey;
Daß seine Weisheit und Verstand,
Davon ein Schattenbild im Menschen ist,
Selbst unermeßlich, alle Ding ermißt:
Daß seiner rechten Hand
Nichts Endliches vermag zu widerstehen,
Noch seiner linken zu entgehen.
O blinde, frevle Schaar, die dieses nicht empfindet,
Ja, ob sie Gott von in- und außen fühlt,
Sich dennoch, daß er sey, zu leugnen unterwindet,
Und mit der ew'gen Gluth so kecklich scherzt und spielt.
Ich fürcht, ich fürchte sehr, sie werden sich verbrennen
Mit solcher Pein, die unaufhörlich schmerzt,
Und allzu spät erkennen und bekennen,
Daß sie ihr ewigs Heil verscherzt.

Entnommen dem Buch:
"Des hocherleuchteten, geist- und trostreichen Lehrers Johann Arnd, weiland General-Superintendenten des Fürstentums Lüneburg, sechs Bücher vom wahren Christenthum nebst dessen Paradies-Gärtlein. Mit einer Lebensbeschreibung des sel. Mannes Gottes und mit einer Vorrede, so wie einer Geschichte von der wunderbaren Erhaltung des Paradies-Gärtleins." Stereotyp-Ausgabe mit den zum Buche gehörenden Sinnbildern in feinen Holzschnitten. Zürich. Verlag von Franz Hanke. 1844. Bild-Seite 737.

Paul Gerhards Frühlingslied

Melodie: Den Herren meine Seel erhebt; oder: Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn.

Geh' aus, mein Herz, und suche Freud'
An deines Gottes Gaben.
Schau an der schönen Gärten Zier,
Und siehe, wie sie mir und dir
Sich ausgeschmücket haben.

Die Bäume stehen voller Laub,
Das Erdreich decket seinen Staub
Mit einem grünen Kleide.
Narcissen und die Tulipan
Die ziehen sich viel schöner an,
Als Salomonis Seide.

Die Lerche schwingt sich in die Luft,
Das Täublein fliegt aus seiner Kluft,
Und macht sich in die Wälder.
Die hochbegabte Nachtigall
Ergötzt und füllt mit ihrem Schall
Berg, Hügel, Thal und Felder.

Die Glucke führt ihr Küchlein aus,
Der Storch baut und bewohnt sein Haus,
Das Schwälblein speist die Jungen.
Der schnelle Hirsch, das leichte Reh
Ist froh, und kömmt aus seiner Höh'
In's tiefe Thal gesprungen.

Die Bächlein rauschen in den Sand,
Und schmücken sich an ihrem Rand
Mit schattenreichen Myrthen.
Die Wiesen tränken sich dabei,
Und klingen ganz vom Lustgeschrei
Der Schaaf und ihrer Hirten.

Die unverdroßne Bienenschaar
Fliegt hin und her, sucht immerdar
Die edle Honigspeise.
Des süßen Weinstocks frischer Saft
Wirkt täglich neue Stärk' und Kraft
In feinem schwachen Reise.

Der Waizen wächset mit Gewalt
Darüber jauchzet Jung und Alt,
Und rühmt die große Güte
Deß', der so überflüssig labt,
Und mit so manchem Gut begabt
Das menschliche Gemüthe.

Ich selbsten kann und mag nicht ruh'n;
Des großen Gottes großes Thun
Erweckt mir alle Sinne.
Ich singe mit, wenn Alles singt,
Daß, was dem Höchsten würdig klingt,
Aus meinem Herzen rinne.

Ach, denk' ich, es ist hier so schön,
und läßt du 's uns so lieblich geh'n,
Hienieden schon auf Erden;
Was will's doch wohl nach dieser Welt
Dort in dem goldenen Himmelszelt
Und seinen Auen werden?

Welch' hohe Lust, welch' heller Schein
Wird wohl in Christi Garten seyn?
Wie muß es da wohl klingen,
Wo so viel tausend Seraphim
Mit unvergleichlich hehrer Stimm'
Ihr Hallelujah singen!

O wär' ich da, o stünd ich schon,
Ach süßer Gott, vor deinem Thron,
Und trüge meine Palmen!
So wollt ich nach der Engel Weis'
Erhöhen deines Namens Preis,
Mit tausend schönen Psalmen.

Doch gleichwohl will ich, weil ich noch
Hier trage dieses Leibesjoch,
Auch nicht gar stille schweigen.
Mein Herze soll sich fort und fort,
An diesem und an jedem Ort,
Zu deinem Lobe neigen.

Hilfe mir, und segne meinen Geist
Mit Segen, der vom Himmel fleußt,
Daß ich dir stetig blühe.
Gieb daß der Sommer deiner Gnad'
In meiner Seele früh und spat
Viel Glaubensfrücht' erziehe.

Mach' in mir deinem Geiste Raum,
Daß ich dir werd ein guter Baum,
Den deine Kräfte treiben.
Verleihe, daß zu deinem Ruhm
Ich deines Gartens schöne Blum'
Und Pflanze möge bleiben.

Erwähle mich zum Paradeis,
Und laß mich bis zur letzten Reis'
An Leib und Seele grünen;
So will ich dir und deiner Ehr'
Allein, und sonsten Keinem mehr,
Hier und dort ewig dienen.

Entnommen dem Buch:
"Des hocherleuchteten, geist- und trostreichen Lehrers Johann Arnd, weiland General-Superintendenten des Fürstenthums Lüneburg, sechs Bücher vom wahren Christenthum nebt dessen Paradies-Gärtlein - Mit einer Lebensbeschreibung des sel. Mannes Gottes und mit einer Vorrede, so wie einer Geschichte von der wunderbaren Erhaltung des Paradies-Gärtleins." - Stereotyp-Ausgabe mit den zum Buche gehörenden Sinnbildern in feinen Holzschnitten. - Zürich. Verlag von Franz Hanke. 1844. Seiten 687-689.